Krieger der Stille by P Bordage

Krieger der Stille by P Bordage

Autor:P Bordage [Bordage, P]
Die sprache: de
Format: mobi
veröffentlicht: 2012-02-29T23:00:00+00:00


Der Ritter konnte problemlos Sar Bilo verlassen. Er traf in dem stillen Haus nur auf die beiden Frauen des Dritten Rings. Sie geleiteten ihn zu einer Geheimtür, die direkt auf die Straße führte. Die große Scheibe des Grünen Feuers stand bereits hoch am Himmel.

Er beschloss, zur unterirdischen Basis der Camorre zu gehen, dorthin, wo der Kampf gegen die Pritiv-Mörder und die Scaythen von Hyponeros stattgefunden hatte. Etwas machte ihm Sorgen: Er fand es seltsam, dass der Schrei, den Filp Asmussa ausgestoßen hatte – ein äußerst mittelmäßiger Schrei, den er als Lehrer im Kloster von Selp Dik nicht einmal bei einem Novizen geduldet hätte –, bei dem Scaythen gewirkt hatte. Er wusste nicht, warum es zu dieser Reaktion gekommen war, aber der gesamte Verlauf des Kampfes hatte etwas Unwahrscheinliches. Sofort hatte er die außergewöhnliche mentale Kraft des Scaythen erkannt, doch dass dieses übermenschliche Potenzial dem plötzlichen unkontrollierten, ja schwachen Angriff des Kriegers unterlegen war, blieb ihm ein Rätsel. Vielleicht konnte er dieses Rätsel lösen, wenn er den Leichnam untersuchte – falls die Leute von der Camorre ihn inzwischen nicht von dem Dach der Basis entfernt hatten.

Der Himmel erstrahlte jetzt in einem klaren, hellen Grün. Nur wenige Passanten kreuzten seinen Weg. Die Robotomaten waren fast mit der Straßenreinigung fertig. Er musste sich durch eine Gruppe von heruntergekommenen Prostituierten kämpfen, die ihm anzügliche Bemerkungen zuriefen.

Der Weg war weit, weil er alle verbotenen Viertel durchqueren musste, ehe er schließlich in eine schmale gepflasterte Straße einbiegen konnte, die direkt zum Dach der Basis führte. Hohl hallten seine Schritte in der engen Gasse wider.

Endlich stand er am Rand des großen Dachs aus Metall. Es roch nach getrocknetem Blut. Die Leichen lagen noch immer da, in einiger Entfernung. Vereinzelt entdeckte er abgetrennte Köpfe, die von großen roten summenden Schmeißfliegen umschwirrt wurden. Offensichtlich hatte noch niemand Alarm geschlagen. Er näherte sich den Toten und suchte nach der grünen Kutte. Er konnte sie nirgends entdecken.

Plötzlich spürte er das Brennen eines Blicks im Nacken. Er drehte sich um. Fünf Meter hinter ihm stand der gesuchte Scaythe, jener Mann, den Filp Asmussa zu töten geglaubt hatte.

Ein abgekartetes Spiel!, dachte Long-Shu Pae. Ihre Kriegsmaschinerie ist viel stärker als der Orden. Doch dieser Scaythe hatte die Rolle übernommen, das Entscheidungsgremium vom Gegenteil zu überzeugen. Die Scaythen haben uns manipuliert. Der Orden hat sein gesundes Misstrauen verloren. Das ist das Ende … das Ende.

Reflexartig konzentrierte er sich auf das Xui und öffnete den Mund, um seinen Todesschrei auszustoßen. Ein entsetzlicher Schmerz durchbohrte sein Gehirn.

Lebt der Mahdi Seqoram noch? O Götter, warum bin ich nicht in die Tiefe meiner Seele hinabgestiegen? Nicht bis ans Ende meiner Kräfte …

Er hatte nicht einmal Zeit, mit den Händen seine Schläfen zu berühren. Er stürzte zu Boden. Sein Kopf schlug hart auf und zerplatzte wie eine reife Frucht.



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